E.U.L.E.-Arbeitsbücher
Übungs- und Gestaltungsprinzipien
E.U.L.E. - Elternunterstützte Legasthenie-Einheiten - ist ein strukturiertes Grundwortschatztraining für Kinder mit Lese- und Rechtschreibproblemen.
Ziel von E.U.L.E. ist es, validierte Konzepte der Legasthenie-Therapie so umzusetzen, dass auch Eltern oder BetreuerInnen ohne vertiefte Kenntnisse in Legasthenie-Therapie die Möglichkeit haben, therapiebegleitend mit den SchülerInnen zu arbeiten ohne dabei zu überfordern.
Hintergrund
Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche ("Legasthenie") benötigen in der Regel eine intensive Therapie, um altersgemäße Leistungen im Lesen und Schreiben zu erreichen. Wenn möglich sollte täglich geübt werden. Legasthenie-Therapie und Förderunterricht können aber meist nur einmal pro Woche statt finden. Für eine optimale Förderung muss die Therapie daher durch Üben zu Hause unterstützt werden.
Wichtig dabei ist, dass das häusliche Üben ergänzend zur Therapie und systematisch erfolgt. Die Übungen sollten zudem einfach aufgebaut sein, so dass sie auch ohne weitreichendes Hintergrundwissen fachgerecht angeleitet werden können.
Hier setzt die E.U.L.E.-Reihe an: Die Übungen wurden aus der praktischen Arbeit mit lese- und rechtschreibschwachen Kindern anhand aktueller Ergebnisse der Legasthenie-Forschung entwickelt. Der stets gleichbleibende Aufbau erleichtert es, die Übungen anzuleiten. Ein ausführliches Begleitheft erklärt die Vorgehensweise und gibt Tipps zu einzelnen Problemfeldern.
Die Übungswörter sind in besonders großer Schrift gedruckt und in Gruppen von sechs Wörtern aufgeteilt. Die übersichtliche Anordnung erleichtert Kindern mit Lese-Rechtschreibschwäche die Bearbeitung, und auch Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen finden sich schnell zurecht.
E.U.L.E.-Arbeitsbücher können auch gut im Unterricht mit Kleingruppen eingesetzt werden.
Übungsprinzipien
Das Material
- baut auf Silbentraining auf, weil dies ein sehr effektives Training ist. Die Wirksamkeit des Silbentrainings z. B. nach der Methode von Reuter-Liehr wird sowohl von wissenschaftlichen Untersuchungen als auch von Aussagen von Schülerinnen und Schülern immer wieder bestätigt
- besteht aus Wortmaterial, das für die Schule benötigt wird und ohnehin gelernt werden muss, d. h. es orientiert sich am Grundwortschatz
- folgt im Aufbau des Wortmaterials dem Schriftspracherwerb, wie er z. B. im Kieler Rechtschreibaufbau von Frau Dr. Dummer-Smoch und Frau Hackethal als sinnvoll beschrieben wird. Dies bietet den SchülerInnen sozusagen eine Wiederholung des Schriftspracherwerbs in kleinen, überschaubaren Schritten an
Gestaltungsprinzipien
Zusätzlich wurden folgende Eigenschaften als wichtig erachtet:
- Übersichtliche Strukturierung der Arbeitsblätter: Auf überflüssige Informationen und Gestaltungselemente wurde so weit wie möglich verzichtet um ein konzentriertes Arbeiten zu erleichtern. Als Format wurde DIN A4 Querformat gewählt, was eine großzügige und übersichtliche Gestaltung der Arbeitsblätter erlaubt.
- Kindgerechte Aufmachung und Aufbau des Materials: Die Identifikationsfigur Eule, die die Kinder zu Beginn des Arbeitsbuches begrüßt, erscheint auf jeder Seite und am Ende des Buches. Nach einer längeren Einheit kommt ein sogenanntes Rätselblatt, das spielerisch das vorher Geübte aufgreift und den Übungsprozess auflockert.
- Nur wenige, groß gedruckte Wörter pro Arbeitseinheit: Um Überforderungen zu vermeiden besteht jede Arbeitseinheit aus nur sechs Wörtern. Dies liegt am unteren Ende der Gedächtnisspanne von sieben plus/minus zwei Einheiten. Die zu übenden Wörter sind blau gedruckt, da diese Farbe von vielen SchülerInnen als angenehm empfunden wird und evtl. Kindern mit einer visuellen Problematik wegen des geringeren Kontrastes entgegen kommt.
- Farbige Hervorhebungen und "Nachspuren" der schwierigen Stellen: Neu eingeführte Schreibungen werden farbig hervor gehoben um die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken; dazu "Nachspuren" dieser schwierigen Stellen um sie zusätzlich einzuprägen.
- Unterstützung beim Speichern des Wortes durch Arbeiten mit dem Abdeckblatt: Das zu schreibende Wort wird so lange betrachtet, bis das Kind glaubt, es richtig schreiben zu können. Das Wort wird dann abgedeckt und selbständig geschrieben. Diese "look cover write check"-Technik führt gerade bei legasthenen Kindern zu einem wesentlich besseren Abspeichern. Am Ende eines Arbeitsblattes sollen alle sechs Wörter der Einheit möglichst auswendig geschrieben werden (bei kleineren Kindern diktiert).
- Häufige Wiederholungen: Jedes Wort wird auf verschiedene Weise vier- bzw. sechsmal bearbeitet um den dauerhaften Eintrag in den Wortspeicher zu erleichtern.
- Sofortige Rückmeldung: Fehlerhafte Wörter werden ausradiert und gleich noch einmal richtig geschrieben. Das richtige Wort ist auf dem gleichen Arbeitsblatt weiter sichtbar, ein direkter Vergleich von selbständig geschriebenem Wort und richtigem Wort ist möglich.
- Kontrollen: Am Ende einer Einheit von je drei mal sechs neu geübten Wörtern werden diese auf einem Extrablatt noch einmal bearbeitet und anschließend in einem Wortdiktat noch einmal geschrieben. Damit haben die Eltern und der/die TherapeutIn die Möglichkeit zu prüfen wie gut das Geübte bereits gefestigt ist.
- Langsamer, exakter Aufbau der Problemfelder: Nur Wörter, deren Besonderheiten gerade bearbeitet werden oder schon vorher eingeführt wurden, werden geübt. Der/die SchülerIn ist vor Überraschungen sicher.
- Fortschritte deutlich sichtbar: Nach jedem Abschnitt wird gezeigt wie viel schon gelernt wurde. Außerdem kann auf jedem Blatt ein "Smiley" bunt ausgemalt werden, um zu zeigen, dass es fertig ist. Gerade von jüngeren Kindern wird diese positive und spielerische Rückmeldung gerne angenommen.
- Regeltraining: Die Wörter werden im Hinblick auf bestimmte Problemfelder und Rechtschreibregeln zusammen gefasst. In Teil 1 soll sich die regelhafte Zuordnung von Lauten zu Buchstaben bzw. Buchstabengruppen durch das Schreiben "lauttreuer" Wörter implizit einprägen, in Teil 2 machen jeweils kurze Regelblätter vor einer Übungseinheit die Regeln deutlich.
Einsatz im Unterricht
Dieses Programm ist für die Einzelarbeit konzipiert, es kann aber auch
gut in Gruppen eingesetzt werden. Falls es dabei notwendig ist, dass still
geübt wird, sollten die Kinder beim Mitsprechen der Wörter ganz
deutliche Mundbewegungen machen, aber die Wörter fast unhörbar flüstern.
Wichtig ist dabei eine ausgeprägte, wenn auch fast stumme Artikulation.
Bei der gemeinsamen Bearbeitung des Heftes, oder beim Üben zu Hause mit
den Eltern sollte dann auf das laute Mitsprechen besonders Wert gelegt werden.
Anmerkungen zu Schreibübungen Teil 1
Die E.U.L.E. Schreibübungen Teil 1 der Grundschulreihe setzen voraus, dass die Kinder die wichtigsten Buchstaben beherrschen und Buchstaben zusammenlauten können. Davon abgesehen kann es auch mit Kindern mit sehr niedrigen Rechtschreibtest-Werten bearbeitet werden (ab ca. Prozentrang 2). Für Kinder mit einem Pozentrangwert unter 2 ist es erfahrungsgemäß zu anspruchsvoll.
Für Kinder mit einem Prozentrang über 12 ist dieses Heft, das vor allem sog. lauttreue Wörter behandelt, dagegen zu leicht. Bei einem Prozentrangwert über 12 werden meist Fehler auf der orthographischen Ebene gemacht, die in diesem Heft noch nicht behandelt werden.
Literaturverzeichnis (Auszug)
- Dummer-Smoch, L., und Hackethal, R. (1996): Kieler Rechtschreibaufbau. 3. Auflage, Kiel.
- Findeisen, U., Melenk, G. und Schillo, H. (2000): Lauttreue Leseübungen und Diktate Band 1–3. Bochum.
- Grissemann, H., und Roosen, H. (1991): Lesen – Denken – Schreiben. Rangendingen.
- GUT Grundwortschatz- und Transfertraining GUT1. Lernprogramm. Computer und Lernen, Baden-Baden.
- Klasen, E. (1999): Legasthenie – umschriebene Lese-Rechtschreibstörung. Klagenfurt.
- Klicpera, C. und Gasteiger-Klicpera, B. (1995): Psychologie der Lese- und Schreibschwierigkeiten. Weinheim.
- Küspert, P. (2001): Wie Kinder leicht lesen und schreiben lernen. Ratingen.
- Landerl, K., Wimmer, H. und Moser, E. (1997): Salzburger Lese-Rechtschreibtest. Bern.
- Mann, C., Oberländer, H. und Scheid, C. (2001): LRS Legasthenie – Prävention und Therapie. Weinheim.
- Michel, H.-J. (Hg.) (2004): FRESCH – Freiburger Rechtschreibschule. Lichtenau.
- Reuter-Liehr, C. (2001): Lautgetreue Rechtschreibförderung. Bochum.
- Scheerer-Neumann, G. (1981): The utilization of intraword structure in poor readers: Experimental evidence and a training program. In: Psychological Research, 43, 155–178.
- Schulte-Körne, G. und Mathwig, F. (2004): Das Marburger Rechtschreibtraining, neue Rechtschreibung. Winkler.
- Shaywitz, Sally (2003): Overcoming Dyslexia. Knopf: New York.
- Tacke, G. (1998): Lese-Rechtschreibschwäche. Landesinstitut für Erziehung und Unterricht Stuttgart. Stuttgart.
Zusammenfassung zum Ausdrucken
Theoretischer Hintergrund zu E.U.L.E (Format PDF, 56 KB)
Handout zum Workshop auf dem ersten BALT-Symposium am 2./3. März 2006 in Salzburg